„Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange richtest du nicht und rächst nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen?“ (Off. 6, 10)
„Die Geschichte enthüllt ihr Wesen nur als Eschatologie. Im Einst der Schöpfung hat die Geschichte ihren Anfang und sie kommt im Einst der Erlösung zu ihrem Ende.“ (Jacob Taubes)
„Es ist einfacher sich das Ende der Welt vorzustellen als das Ende des Kapitalismus.“ (Frederic Jameson)
„Neuer Himmel, neue Erde, die Logik der Apokalypse setzen die dialektische Umfunktionierung des sonst satanisch gewerteten Vernichtungsfeuers voraus; jeder Advent enthält den Nihilismus als verwendet-besiegten, den Tod als verschlungen in den Sieg. Die Vereitlung und Vernichtung ist zwar die ständige Gefahr jedes Prozeß-Experiments, der ständige Sarg neben jeder Hoffnung, sie ist aber auch das Mittel, welches inadäquate Statik bricht.“ (Ernst Bloch)
Eschatologie und Apokalyptik sind zwei Grundmotive, die das abendländische Denken durchziehen. Wie ein Wind fegt die Geschichte durch die Welt und wirbelt Katastrophen und Umwälzungen auf, um am Ende womöglich an ein Ziel zu gelangen. „Denn alles, was entsteht“, schreibt Goethe im Faust, „ist wert, dass es zugrunde geht“. – Und dieses Ende der Welt ist wie das Leben selbst mit ambivalenten Gefühlen gespickt, denn der Mensch lebt im Allgemeinen zwar gerne, wenn nur die vielen Ärgernisse und die ganze Anstrengung nicht sein müsste. Das Christentum kennt diese Ambivalenz ebenso, es verpackt die Apokalypse als Teil der Frohen Botschaft und auch etymologisch betrachtet bedeutet Apokalypse eigentlich Offenbarung und verknüpft das Weltende durch Feuer und Vernichtung mit der Hoffnung darauf, dass sich am Ende endlich alles aufklären wird.
Für das Ende der Welt sind in der Vergangenheit viele Daten ermittelt worden. Im Jahr 1000, im Jahr 1666, im Jahr 2000, zuletzt im Jahr 2012 sollte das Ende kommen. Fromme Seelen haben sich darauf vorbereitet, aber die Welt besteht trotzdem fort. Mit der Klimakatastrophe, der anhaltenden nuklearen Bedrohung und drohenden Großkonflikten scheint die säkulare Version der Apokalypse so nah wie nie – hinzu kommt die gefühlte Bedrohung durch Covid-19. Im Jahr 2021 stellen die Halkyonische Assoziation für radikale Philosophie in Zusammenarbeit mit der Thumm-Stiftung die Preisfrage: „Geht die Welt unter?“
Die Essays müssen in deutscher Sprache verfasst sein und sollten nicht mehr als 22.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) umfassen. Der Fußnotenapparat sollte ebenso wie evtl. bibliographische Angaben möglichst knapp gehalten werden. Ein Literaturverzeichnis ist nicht erforderlich. Es werden nur Texte akzeptiert, die exklusiv für den Wettbewerb geschrieben und nicht bereits publiziert worden sind.
Über die Qualität der Einsendungen urteilt eine Jury, die sich aus Mitgliedern der Redaktion der Philosophiezeitschrift Narthex. Heft für radikales Denken sowie Vertretern der Thumm-Stiftung zusammensetzt. Die drei besten Artikel werden in der kommenden Ausgabe der Narthex (2021) veröffentlicht und mit Preisen von 500 € (1. Platz), 300 € (2. Platz) und 200 € (3. Platz) prämiert. Es ist zudem eine feierliche Preisverleihung in Leipzig geplant.
Die Jury behält sich vor, das Preisgeld anders zu verteilen oder von einer Vergabe abzusehen, sofern nicht genügend preiswürdige Einsendungen vorliegen.
Die Texte sind als PDF-Datei bis zum 31. August 2021 an eos-preis[at]tutanota.com zu senden. Die Datei sollte komplett anonymisiert, die Kontaktdaten des Einsenders in einem separaten Dokument enthalten sein. An diese E-Mail-Adresse können auch gerne Rückfragen gerichtet werden.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.